Sowas

Über Reisen und anderen Kleinigkeiten im Leben …

Theater in Linz

Das Linzer Arcotel an einem Samstag Nachmittag im Winter. Die Tiefgarage bietet einem noch viel Platz. Der Aufzug zum Eingang geht nicht ohne Geräusche vor sich. Vor der Rezeption warten bereits zwei Paare. Ein Paar ist noch relativ jung. Möglicherweise frisch verliebt. Das andere Paar befindet sich im mittleren Alter und könnte bereits ein oder mehrere Kinder haben. Die Abwicklung geht relativ rasch von statten. Bald geht es mit dem Lift in den 9. Stock.

arcotel linz

Das Zimmer 903 befindet sich unmittelbar vor dem Aufzug. Ein sehr praktischer Umstand. Nach dem Eintritt in das Zimmer wird mir ein atemberaubender Ausblick auf die Stadt Linz geboten. Die Donau rechts mit der Nibelungenbrücke, direkt unter mir das Bruckner Haus, und etwas weiter weg das Lentos Kunstmuseum, links von mir das Stadtzentrum und die Altstadt. Dahinter erhebt sich der Römerberg in seiner vollen Pracht, und lässt die Donau dahinter verschwinden.

arcotel linz

Ein relativ ruhiger Samstag Nachmittag spielt sich dort unten ab. Keine Spur von Hektik oder Kaufrausch. Selbst die vorbeifahrenden Autos wirken ruhig und entspannt. Kalt ist es nicht. Die Temperaturen bewegen sich oberhalb des Gefrierpunktes.

arcotel linz


pizzeria pizza in linzEin Spaziergang durch die Stadt bestätigt meine Eindrücke. Nur der Stadtplatz und die Landstrasse präsentierten sich mit einer relativ stattlichen Anzahl von Leuten. Eine preiswerte und üppige Pizzakreation bei “Casa de Arena” in der Linzer Dametzstrasse liess mein Hungergefühl verstummen, und stärkte mich für das kommende Ungewisse. Rotweine in allen möglichen Variationen sorgten für eine gelungene Untermalung meiner kulinarischen Verköstigung. Der Weg zurück in das Hotel gestaltete sich überraschend kurz, aber dafür nasskalt und dunkel.

Eine gute Stunde blieb mir Zeit um mich für das Theaterereignis des heutigen Abends vorzubereiten. Zur rechten Zeit stand das Taxi direkt vor dem Hotel. Die Begrüssung erfolgte von einem jungen Fahrer der sich auf Grund der erhöhten Temperatur in seinem Wagen mit einem geöffneten Fenster Luft zu verschaffen versuchte. 5,50 Euro Fuhrlohn ohne Radiobeschallung gingen völlig in Ordnung.

Das “Eisenhand”, eine Spielstätte des Landestheaters Linz, eröffnete sich im Dunkel der Nacht in ihrer vollen Pracht. Eingetreten in das Enge des Gemäuers warten bereits die ersten Besucher im Vorraum auf Einlass. Die Einladung auf ein Glas Sekt weise ich entschieden ab. Kopfschmerzen ist das Letzte was ich heute noch brauchen kann. Der Einlass verzögert sich. Jedenfalls lässt mein Eindruck dies vermuten. Die Warheit liegt aber in jener Tatsache dass ich viel zu früh erschienen bin. Theater ist eben nicht Kino, wo man schon etwas früher im Saal Platz nehmen kann.

Als sich die Tür zum Saal öffnet, zögere ich keine Sekunde und trete ein. Meine Eintrittskarte möchte der Kontrollor nicht sehen. Er verneigt sich tief und drückt mir eine Broschüre in die Hand. Beeindruckt von dieser vornehmen Geste bewege ich mich weiter und nehme Platz. Andere Besucher haben es vorgezogen im Vorraum zu bleiben und weiter Sekt zu schlürfen.

Ganz nah an der Bühne, 2. Reihe, warte ich gespannt auf das Kommende. Eine Leinwand verhüllt die Bühne und zeigt das Standbild der Linzer Eisenbahnbrücke in der Dämmerung. Angenehme Klaviermusik sorgt für die entsprechende Untermalung der Szenerie. So wartet man auf die Vorstellung.


Plötzlich wird die Eingangstüre verschlossen. Inzwischen sind alle Besucher anwesend und der Saal sehr gut gefüllt. Die Leinwand wird hochgezogen und es erscheinen die 5 Schauspieler. 3 Herren und 2 Damen. Peter Pertusini und Angela Šmigoc scheinen etwas jüngere Schauspieler zu sein. Eva-Maria Aichner, Vasilij Sotke, und Sebastian Hufschmidt würde ich eher dem etwas älteren Semester zuordnen. Der westdeutsche Akzent ist unverkennbar. Ob die extra für dieses Stück aus Deutschland eingeflogen worden sind, frage ich mich spontan wohl etwas naiv. Immerhin ist das heute mein erster richtiger Theaterbesuch. Den Zwangsbesuch in der Schule während der “Wien Woche” zähle ich nicht. Damals hatte ich meine Ohren auf Durchzug geschaltet, und wüsste nicht mal mehr in welchem Theater ich da gewesen bin. Vom Titel des Stücks ganz zu schweigen.

Das heutige Stück “Der goldene Drache” zieht mich sofort in meinen Bann. Die Handlung beginnt mit dem Kochen von 5 Asiaten in der winzigen Küche eines Thai Restaurants. Später weitet sich die dramatische Handlung auf das Nachbarhaus und den Wohnungen oberhalb des Thai Restaurants aus. Alltagsprobleme der heutigen Zeit. Der Autor des Stücks zeigt die typischen Symptome der heutigen Gesellschaft. Befreit vom Glauben an Gott und unfähig den Sinn des Lebens zu erfassen. Egoistisch und selbstsüchtig taumeln die gespielten Personen durch ihr Leben. Ein Mann wird von seiner Frau verlassen und sucht Trost im Alkohol. Ein junges Paar im Dachgeschoss kann sich nicht über ihren Nachwuchs freuen, und ein Pensionist am Balkon bedauert sein hohes Alter.

Ebenso gibt es einen Ausflug in das Tierreich. Die arme Grille trifft auf die böse Ameise. Hier wollte man wohl Parallelen zum Menschen ziehen. Später bestätigt sich meine Vermutung, als die Geschichte der Grille und der Ameise fliessend in die Handlung der Personen rund um das Thai Restaurant übergeht.

Alle Schauspieler haben ihre Rollen sehr gut gespielt. Ich kann an ihren Leistungen nichts bekritteln. Das Stück selbst war durchaus spannend und interessant geschrieben.

Am Schluss der Vorstellung ging wieder die Leinwand mit der Linzer Eisenbahnbrücke in der Dämmerung runter, und ich vernahm abermals den Klang des netten Klavierstücks. Mich würde der Titel interessieren. Ob das Stück extra für die Inszenierung komponiert wurde? Stundenlang könnte ich diesem Geklimper lauschen. Die Melodie geht leicht in das Ohr und regt zum Nachdenken an. Während ich noch so in mich hineinträume und diese wunderbare Klaviermusik geniesse, stürmen die Schauspieler plötzlich wieder die Bühne und holen sich ihren Applaus ab. Mehrmals kehren sie zurück und verneigen sich, da der Applaus des begeisterten Publikums kein Ende nehmen wollte.

Schliesslich war es dann aber doch zu Ende, und man konnte die Spielstätte verlassen. Draussen schimpfte eine ältere Frau über die Inszenierung und klagte über den “schrägen Charakter” des Stücks. Es dürften sich daher nicht alle dem tosenden Applaus hingegeben haben, als man drinnen noch vermuten konnte.

Für mich jedenfalls haben sich die 34 Euro Eintrittsgeld ausgezahlt. Kino ist zwar um einiges billger, aber weit nicht so eindrucksvoll wie so eine Theatervorstellung. Auch beim Fussball wird einem oft nicht so eine Unterhaltung zu Teil, wie das heute auf dieser Theaterbühne der Fall war. Vielleicht sollte ich öfter Theaterveranstaltungen besuchen. Den Weg zurück zum Hotel trat ich zu Fuss an. Es begann inzwischen zu Schneien. Die Nacht im Hotel sollte eine Lange werden. Dieser Samstag wird mir wohl lange in Erinnerung bleiben.

bruckner haus linz

Eine Veranstaltung im Bruckner Haus zu später Stunde.

linz bei nacht im arcotel

Linz bei Nacht.

Der nächste Morgen …

arcotel linz tiefgarage

Der Kreis schliesst sich. Zurück in der Tiefgarage. Sie ist so leer wie bei der Ankunft am gestrigen Nachmittag.


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