Sowas

Über Reisen und anderen Kleinigkeiten im Leben …

Königsberg (Kaliningrad)

Wieder als erster Gast im Frühstücksraum angekommen, wurde ich sogleich von der “Meisterin der Frühstückszubereitung” herzlich mit Kaffee empfangen. Anschliessend wurde das erneut üppige Frühstück aufgetischt. Da können sich einige Hotels in Österreich eine Scheibe abschneiden. Ich genoss das herrliche Essen und verliess zufrieden den Frühstückstisch.

Anschliessend ging es wieder zum Postamt. Gestern Abend hatte ich noch vor dem Einschlafen eine kleine Botschaft auf die Rückseite der Ansichtskarte gekritzelt. Heute sollte sie auf den Weg gebracht werden. Wohl sah ich den Postkasten vor dem Gebäude, aber ich wollte die Karte gerne persönlich abgeben. Kaum drinnen angekommen, sah ich schon den entsetzten Gesichtsausdruck der humorvollen Postbeamtin. Wieder dieser verrückte Ausländer der kein Russisch kann, wird sie sich wohl gedacht haben. Mein holpriger Versuch gestern Abend ohne Russischkenntnisse eine Briefmarke zu kaufen, war ihr wohl noch gut in Erinnerung. Als sie meine absendebereite Ansichtskarte mit Briefmarke sah, deutete sie nur nach draussen und rief “Ulize! Ulize!”, was wohl soviel wie “Raus auf die Strasse und in den Postkasten werfen” bedeutete.

Zurück in der Pension, verabschiedete ich mich in einer gewissen melancholischen Stimmung von meinem Zimmer. Ich hatte es in den letzten 3 Tagen sehr liebgewonnen. Im Erdgeschoss wartete bereits der junge Betreiber (ca. 25 Jahre alt) der Pension, der mit mir noch eine kleine Stadtrundfahrt durchführen sollte.

Da es früher Morgen in Königsberg war, steckten wir nach wenigen Metern auch gleich voll im Berufsverkehr. Im Schritttempo ging es stadteinwärts. Im Zentrum angekommen hatten wir bereits fast zwei Stunden verloren. Dann musste man noch eine Stunde abziehen, da Züge in Russland immer nach der Moskauer Zeit fahren und ich das beim Planen meiner Reise nicht bedacht hatte. Also der Zug fuhr um 12:02 ab, was in Königsberg aber 11:02 bedeutete. Wenn mir das keiner gesagt hätte, ich hätte es nicht gewusst und den Zug mit ziemlicher Sicherheit versäumt.

Im Schritttempo ging es vorwärts. Der Königsberger Berufsverkehr hat es in sich.

Umso näher man dem Stadtzentrum kam, umso flüssiger wurde der Verkehr.

Das hohe Gebäude ist der “Bau des Sozialismus”. An der gleichen Stelle stand vor dem Krieg das Königsberger Schloss. Das besondere an diesem Bau ist die Tatsache dass er völlig leer steht. Es gibt nämlich ein Problem mit der Statik und eine Benützung wäre zu gefährlich. Also vollkommen umsonst gebaut, wenn man davon absieht dass Reiseführer ihren Kunden eine zusätzliche Geschichte erzählen können.

Ein Vormittag in Königsberg und davon drei Stunden abgezogen, die ich eigentlich fix eingeplant hätte. Man kann sich vorstellen dass es da nicht mehr viel zu sehen gab für mich. Wir besuchten kurz das neu erbaute Fischerdorf am Pregel Fluss und den Königsberger Dom mit dem Grab von Immanuel Kant. Von der historischen Altstadt blieb ja so gut wie nichts mehr stehen. Heute befinden sich darauf Plattenbauten und eine Hauptstrasse. So gesehen halten sich die Sehenswürdigkeiten dieser Stadt ohnehin in sehr engen Grenzen.

Hier befand sich vor dem Krieg die Altstadt von Königsberg.

Der Pregel Fluss. Dahinter sieht man den Königsberger Dom.

Das neu erbaute Fischerdorf am Pregel. Wohnungen, Büros, und Geschäfte befinden sich darin.

Beim Überschreiten der Pregelbrücke wurde mir erklärt dass jedes dieser Schlösser ein frisch verheiratetes Ehepaar symbolisiert.

Noch einmal ein Blick auf das neu erbaute Fischerdorf.

Der Bau des Doms wurde im Jahr 1330 begonnen. 1380 war das imposante Gotteshaus dann vollendet.

Dieses Denkmal neben dem Dom erinnert an Herzog Albrecht. Er war es der Preussen von einem Ordensstaat in ein Herzogtum umgewandelt hat. Herzog Albrecht errichtete die Albertina, er führte das Luthertum ein und schuf damit die Voraussetzung für den preussischen Staat. Das Denkmal wurde 1891 im Beisein des Kaiserpaares am Haberturm enthüllt. Wegen der in der Zeit des Nationalsozialismus ungeliebten religiösen Einstellung des Dargestellten verbannte man das Denkmal 1935 in die Schlossstraße an dem Turm des Kürschners. In den Kriegswirren des Zweiten Weltkriegs ging das Denkmal verloren. Es wurde aber von der Stadt Kaliningrad 2005 neu hergestellt.

Das Grab von Immanuel Kant.

Die Vorderseite des Doms.

Den ganzen Dom im Blick.

Jetzt geht es auf die andere Seite des Pregels.

Eines der vielen modernen Hochhäuser.

Zum Abschluss meines Ostpreussen Aufenthaltes wurde ich vom Pensionsbetreiber dann noch an eine bestimmte Stelle des Pregel Flusses gefahren an der ein U-Boot schwamm. Es durfte sich dabei um so eine Art U-Boot Museum handeln. War aber noch geschlossen. Trotzdem war alleine das schwimmende U-Boot im Wasser eine Attraktion für mich, hatte ich so etwas in meinem Leben noch nie gesehen. Dann war die Zeit auch schon wieder um. Es ging noch rasch in den Supermarkt um etwas gegen den Hunger im Zug zu haben. Speisewaggon gibt es ja keinen. Dann hiess es auch schon Abschied nehmen und ich bestieg den Zug.

Das russische U-Boot. Ich war überrascht von der beeindruckenden Grösse.

Plattenbau am Pregel Fluss.

Nun ging es zum Bahnhof Abschied nehmen. Im Bild: einer der vielen streunenden Hunde im Königsberger Stadtzentrum. Für mich als Österreicher doch ein sehr ungewohntes Bild.

Ankunft beim Bahnhof. Die Bahnhofsuhr zeigt 11:30 an, obwohl es in Königsberg eigentlich erst 10:30 ist. Die Züge und das Bahnhofsgelände gehen in Russland nach der Moskauer Zeit.

Der Zug wartete bereits am Bahnsteig.

An dieser Stelle rechts von der Treppe wurde ich vor 3 Tagen vom Reiseführer mit einem Namensschild abgeholt. Nun ging es wieder retour.

Der Zug fuhr von Königsberg über Vilnius und Minsk nach Moskau. Ich war der erste Fahrgast im Abteil “Nummer 1”. Später stiessen noch ein Franzose und zwei Russen dazu. Einer der Russen warf sich gleich auf sein Ohr und begann laut dröhnend zu schnarchen. Der andere Russe, ein scheinbar schüchterner junger Bursche, kramte ein Buch hervor und begann zu lesen. Der Franzose schlief entweder oder las auch in einem Buch. Ich hatte jedenfalls meinen Fensterplatz und beobachtete still die Landschaft.

Dieser Zug fährt von Kaliningrad über Vilnius und Minsk in die russische Hauptstadt Moskau.

Ich war der erste Fahrgast im Abteil. So konnte ich mir gleich meinen Fensterplatz sichern.

Die Grenzkontrollen zogen sich wieder extrem. Diesmal insgesamt etwas über 2 Stunden. Irgendwann war dann aber auch diese Tortur beendet und ich traf am späten Nachmittag in Vilnius ein.

Die russich litauische Grenze vom Zugabteil aus gesehen.

Der litauische Grenzbahnhof Kybartei.

In Vilnius angekommen benötigte ich erstmal einen kräftigen Schluck Bier. Es musste ein dunkles Svyturis Baltijos sein. Nur noch wenige Tage und das Alltagsleben in Österreich hat mich vollständig wieder …

3 Tage in Ostpreussen

– 23-05-2010 (10:45) … Mit der Eisenbahn von Vilnius nach Königsberg
– 24-05-2010 (08:30) … Pension Klaudia Königsberg
– 24-05-2010 (09:15) … Tapiau
– 24-05-2010 (10:00) … Russisches Frauenkloster Ostpreussen
– 24-05-2010 (11:50) … Die Kirche von Neu Argenbrück
– 24-05-2010 (12:45) … Tilsit
– 24-05-2010 (13:15) … Schalau
– 24-05-2010 (13:30) … Parteiburg von Ragnit

– 24-05-2010 (14:15) … Ragnit
– 24-05-2010 (14:30) … Memel
– 24-05-2010 (15:00) … Gross Lenkeningken
– 24-05-2010 (15:15) … Scheschuppe
– 24-05-2010 (15:45) … Hohensalzburg Ostpreussen
– 24-05-2010 (16:05) … Ostpreussen Museum
– 24-05-2010 (17:10) … Gumbinnen
– 24-05-2010 (18:30) … Insterburg
– 24-05-2010 (21:00) … Letzter Abend: Japanisch Essen in Russland
– 25-05-2010 (11:00) … Abreise: Königsberg

Japanisch Essen in Russland

In der Pension war es um ca. 18:45 noch etwas zu früh um in das Bett zu gehen oder einfach nur gelangweilt vor dem Fernseher zu sitzen. So entschloss ich mich mir noch etwas die Füsse zu vertreten und stadteinwärts zu marschieren. Zuvor ging ich noch zum Postamt um mir eine Briefmarke für eine Ansichtskarte […]

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Insterburg (Tschernjachowsk)

Auf der Fahrt von Gumbinnen nach Insterburg begann es plötzlich stark zu regnen. Das war ein guter Grund im Automobil zu bleiben, und sich mit einer kleinen Stadtrundfahrt zufrieden zu geben. Insterburg wurde 1336 gegründet. Die Bedeutung des Namens leitet sich vom Fluss Inster und einer Burg ab. Gegründet wurde die Stadt vom Deutschen Orden. […]

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Gumbinnen (Gussew)

Von Breitenstein ging es weiter südlich in die ehemalige Salzburgerstadt Gumbinnen. Gumbinnen wurde das erste Mal 1525 erwähnt, und war 1724 das Zentrum der Salzburger Einwanderung im Rahmen des preussischen Besiedelungsprogramms. Tatareneinfälle und die Pestjahre haben dem Gebiet damals sehr zugesetzt. Salzburger, die in ihrer Heimat auf Grund ihrer Religion verfolgt wurden, kamen damals in […]

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Ostpreussen Heimat Museum in Breitenstein

Von der Scheschuppe ging es über Hohensalzburg direkt zum Ostpreussen Museum in Breitenstein. Der Ort befindet sich südlich von Ragnit, und trug vor 1938 den Namen Kraupischken. Während der Pestjahre 1708 und 1709 verlor der Ort so gut wie fast alle seiner Einwohner. Durch Einwanderer aus Salzburg wurden diese Lücken nach einigen Jahrzehnten wieder gefüllt […]

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Hohensalzburg Ostpreussen

Auf dem Weg vom Fluss Scheschuppe zum Ostpreussen Museum in Breitenstein, durchquerten wir auch das ehemalige Salzburger Dorf Hohensalzburg. Der Ort wurde im und nach dem Krieg so gut wie ausgelöscht. Nur wenige Häuser stehen noch herum und erinnern so an eine ehemals lebendige Siedlung. Bis 1938 trug Hohensalzburg den Namen Langwethen. Das Dorf wurde […]

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Scheschuppe

Gleich nach dem Dorf Gross Lenkeningken kommt dann auch schon der Fluss mit dem klingenden Namen Scheschuppe. Ich kenne das Gewässer aus den interessanten Jugenderzählungen des Autors Bruno Sutkus, der neben diesem Fluss bei Fichtenhöhe (nahe Schlossberg und Schirwindt) aufgewachsen ist. Leider ist diese Gegend heute ein Naturschutzgebiet und militärisch gesperrt. Eine Besichtigung ist damit […]

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Gross Lenkeningken

Nach der Memel machten wir uns auf den Weg zum zweiten Fluss der den Namen Scheschuppe trägt. Unterwegs kamen wir am Ort Gross Lenkeningken vorbei. Gross Lenkeningken galt vor dem Krieg als eine pulsierende Landgemeinde im Winkel von Memelstrom und Scheschuppe. Heute ist nicht mehr davon übrig. Die meisten Gebäude wurden dem Erdboden gleich gemacht. […]

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Memel

Nach dem Besuch der Stadt Ragnit ging es wieder hinaus auf das Land. Da die Memel sehr nahe lag, war ein Besuch des Memelufers eine gute Idee. Der Reiseleiter blieb mit seinem Gefährt auf einer Anhöhe stehen, und ich machte mich alleine auf dem Weg zum Ufer. Riesenpfützen mussten mit gekonnten Sprüngen überwunden werden. Dabei […]

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Ragnit (Neman)

Nach dem Besuch der beschädigten Parteiburg ging es nun weiter in das Ortszentrum der 13.000 Einwohner Stadt Ragnit, die heute den Namen Neman trägt. Nach der Ausfahrt aus der Parteiburg bogen wir links ab und erreichten bald den Ortskern. Wie man aus den Einwohnerzahlen entnehmen kann, ist diese Stadt um einiges kleiner als das benachbarte […]

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“Die Parteiburg” oder “Der böse Bürgermeister von Ragnit”

Bevor ich mit meinem Reiseführer das Zentrum von Ragnit in Augenschein nahm, bekam ich noch eine interessante Geschichte über die sogenannte Parteiburg von Ragnit serviert. Die Parteiburg war eine Art von Veranstaltungszentrum der NSDAP in Ragnit, und wurde Anfang der 30er Jahre erbaut. Nach dem Krieg, als es keine NSDAP mehr in Ragnit gab, wurde […]

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Schalau

Zwischen den Städten Tilsit und Ragnit liegt der kleine Ort Schalau. Jedenfalls hat er früher so geheissen. Wir er jetzt genannt wird entzieht sich leider meiner Kenntnis. In Schalau gibt es einige Häuser und einen Gutshof aus der Vorkriegszeit. Grund genug kurz halt zu machen und sich die Gegend etwas genauer anzusehen. Ein grösserer Gutshof […]

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Tilsit (Sowetsk)

Schliesslich fuhren wir in das ehemalige Käseparadies Tilsit ein. Immerhin eine Stadt von gut 45.000 Einwohnern. Hier wurde im 19. Jahrhundert von Schweizer Einwanderern die berühmte Käsesorte erfunden. Von der einstigen Käsemetropole ist aber so gut wie nichts mehr zu sehen. Zwar soll es noch eine Molkerei geben, aber mit der ursprünglichen Herstellung des berühmten […]

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Die Kirche von Neu Argenbrück

Den nächsten Halt machten wir 11 Kilometer vor Tilsit in Neu Argenbrück. Ein kleines Dorf, vor dem Krieg dürfte es etwas grösser gewesen sein, an der Hauptstrasse zwischen Königsberg und Tilsit. Der Grund für den Halt war eine verfallende Kirche. Im August 1910 wurde sie eingeweiht. Ich sah mich etwas um. Das Innere der Kirche […]

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Russisches Frauenkloster in Ostpreussen

Von Tapiau kommend gelangten wir im Laufe des Montag Vormittags zu einem russischen Frauenkloster, welches sich zwar noch im Bau befindet, seine Pforten aber schon geöffnet hat. Das Kloster befindet sich in freier Natur irgendwo zwischen Tapiau und Tilsit. Der besondere Ort begründet sich dadurch dass eine reiche Nonne an dieser Stelle einmal eine Autopanne […]

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Tapiau (Gwardeisk)

Von der Pension Klaudia in der Königsberger Pavlova Strasse ging es über teilweise sehr schlechte Strassen durch das Stadtzentrum hinaus zu unserer ersten Station Tapiau. Heute ist der Ort unter dem Namen Gwardeisk bekannt und zählt 14.000 Einwohner. Lange hielten wir uns dort aber nicht auf. Eine kurze Rundfahrt um den Marktplatz, und ein etwa […]

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Pension Klaudia Kaliningrad Königsberg

Vom belebten Bahnhof der Stadt Kaliningrad ging es direkt in die Pension Klaudia. Die Fahrt dauerte etwa 15 Minuten. Obwohl es bereits später Sonntag Abend war, zeigte sich die Stadt, die früher den Namen Königsberg trug, und ihr Verkehr relativ betriebsam. Stau gab es aber keinen. Den konnte ich allerdings Wochentags im Frühverkehr erleben. Da […]

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Mit der Eisenbahn von Vilnius nach Königsberg

Mit flauem Magen sitze ich am Sonntag Vormittag um 10:45 im Bahnhofsrestaurant der litauischen Hauptstadt Vilnius. Etwa eine halbe Stunde bleibt mir um vor meiner fast achtstündigen Zugfahrt nach Königsberg, in das ehemalige Ostpreussen, noch etwas zu essen. Die Spezialität des Hauses sind Palatschinken, hier Blini genannt, in allen möglichen Variationen. Doch mir ist nicht […]

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