Sowas

Über Reisen und anderen Kleinigkeiten im Leben …

Tilsit (Sowetsk)

Schliesslich fuhren wir in das ehemalige Käseparadies Tilsit ein. Immerhin eine Stadt von gut 45.000 Einwohnern. Hier wurde im 19. Jahrhundert von Schweizer Einwanderern die berühmte Käsesorte erfunden. Von der einstigen Käsemetropole ist aber so gut wie nichts mehr zu sehen. Zwar soll es noch eine Molkerei geben, aber mit der ursprünglichen Herstellung des berühmten Tilsiters hat das nur noch wenig zu tun.

Es wurde im Zentrum geparkt. Anschliessend ging ich mit dem Reiseführer einige Schritte und lauschte seinen Erzählungen über diesen Ort. Im zweiten Weltkrieg wurde hier erbittert um jeden Meter Boden gekämpft. Dabei fuhr ein sowjetischer Panzer in ein Haus und blieb dort stecken. Noch Jahre später war der Panzer im Haus zu sehen. Dann entschloss man sich einen Ehrenplatz für das kriegerische Gefährt zu finden. Heute steht er in einem Park, und erinnert so an die schweren Kämpfe.

Mein erster Eindruck von Tilsit: die russisch orthodoxe Kirche.

So ging es von Königsberg kommend hinein in das Stadtzentrum.

Schon bei der Fahrt in den Ortskern fielen mir viele Jugendstilhäuser auf. Sie haben den Krieg überlebt.

Auch dieses Haus könnte so manche Geschichte erzählen.

Und weiter ging es mit dem Auto in das Zentrum.

Alltagsszene um die Mittagszeit in Tilsit. Im Hintergrund kann man die alte Burg erkennen.

Die Überreste der alten Burg. Davor ein lauschiger Gastgarten. Die Burg wurde zwischen 1404 und 1409 errichtet.

Wieder eines dieser wunderschönen Jugendstilhäuser.

Eine andere bemerkenswerte Geschichte trug sich im Jahr 1992 zu. Tilsit feierte 500 Jahre Stadterhebung. Da sich der Name Tilsit aus dem litauischen ableitet und unter Wasser stehend, quellen, weichen, und sich voll Wasser saugen bedeutet, machte sich das auch während den Feierlichkeiten bemerkbar. Es blies die ganze Zeit hindurch ein stürmischer Wind und es goss in Strömen. Der Reiseleiter berichtete mir dass er selbst dabei war und man keine Minute in freier Natur benötigte, um von oben bis unten völlig durchnässt zu sein. So wurde Tilsit während seiner 500 Jahr Feier seiner Bedeutung voll gerecht.

Der Reiseleiter schlug vor vom Stadtzentrum aus alleine zur Königin Luise Brücke zu spazieren. Er würde dann mit seinem Wagen nachkommen und wir würden die Fahrt fortsetzen. Ich nahm sein Angebot an und machte mich auf dem Weg. Mir fielen besonders die vielen Jugendstilhäuser auf die sich entlang der Strasse zur berühmten Brücke und der Grenze zu Litauen beeindruckend zur Schau stellten. So muss man diesem Stadtkern doch einen gewissen Charme bescheinigen. Ebenso dürfte der Eindruck nicht getäuscht haben dass es sich bei diesem Strassenzug um eine Einkaufsstrasse handelt. Viele Geschäfte säumten den Weg, und auf dem Gehsteig gingen zahlreiche Passanten mit vollen Einkaufstaschen bewaffnet ihre Wege.

Der Wagen wurde bereits im Ortszentrum abgestellt und ich befinde mich auf dem Fussmarsch durch die Innenstadt. Dieses Gebäude dürfte irgendeine Verwaltung beherbergen. Rechts daneben befindet sich der Park mit dem Original Russenpanzer der während der Kämpfe in Tilsit in einem Haus stecken geblieben ist. Leider habe ich davon kein Bild gemacht.

Kann mich nicht mehr genau erinnern was dieses Gebäude darstellen soll. Wahrscheinlich eine Art Kulturhaus falls ich mich recht erinnere.

Die Freude über den Sieg und die Eroberung Ostpreussens im Jahre 1945 ist hier noch immer in aller Munde wie man an dieser Installation erkennen kann.

Das dürfte der frühere Marktplatz gewesen sein. Im Zentrum steht heute eine Lenin Statue.

Auch zu diesem Elch gibt es eine Geschichte. Alle wichtigen Städte Ostpreussens sollten einen bekommen, aber für Tilsit war keiner vorgesehen. Reiche jüdische Händler aus Tilsit bestachen aber einen Entscheidunsträger der sich um die Vergabe der Elchskulpturen kümmerte, und so kam Tilsit doch noch zu seinem Elch.

Hier biege ich in die Hauptstrass ein, die mich zur Königin Luise Brücke führt.

Das Erdgeschoss renoviert. Die oberen Stockwerke lassen noch auf sich warten.

Ich marschiere die Strasse ab und knipse was das Zeug hält.

Das heutige Sowetsk ist eine sehr beschauliche Stadt. Gemütlich schlenderte ich an den vielen Geschäften vorbei. Das Wetter hat auch gepasst. Sonnenschein, aber nicht zu heiss.

Ein besonders schönes Haus aus der Jugendstilzeit. Gefiel mir ausserordentlich gut.

Ein gepflegter Park befand sich auch auf meinem Weg zur Brücke. Für welche Person dieses Denkmal gewidmet wurde? Ich habe keine Ahnung.

Leider konnte ich keinen fragen. Russen sprechen in der Regel nur russisch und kein Deutsch oder Englisch. Der Reiseführer wartet bei der Brücke. Es bleibt mir nichts anderes übrig als meinen Weg unwissend fortzusetzen.

Rechts wieder einmal eine kleine grüne Oase. Die Russen lieben es sehr grün in ihren Städten. Das habe ich auch schon in Königsberg gesehen und über Omsk habe ich das gleiche gehört.

Typischer Jugendstil in den Obergeschossen. Im Erdgeschoss blieb dabei leider nichts mehr übrig.

Mama mit Kinderwagen geniesst die warme Maisonne.

Auch dieses Haus scheint sich schon so einiges mitgemacht zu haben.

Am Ende der Strasse war dann der Höhepunkt an diesem Ort zu sehen. Die Königin Luise Brücke über die Memel, welche auch die Grenze zu Litauen markiert. Bereits im ersten Weltkrieg hätte sie von deutschen Soldaten gesprengt werden sollen, doch kamen die Russen überraschend schnell über die Grenze und eine Sprengung unterblieb. Im zweiten Weltkrieg musste sie aber daran glauben. Die Namensgeberin der wunderschön wieder errichteten Brücke war eine im Volk sehr populäre Monarchin. Königin Luise hatte in dieser Stadt ein Rendezvous mit dem damals noch erfolgreichen Feldherrn Napoleon I. um ihn nach einer verheerenden Niederlage ihrer preussischen Armee gegen Frankreich milde zu stimmen.

Endlich angekommen! So sieht sie also aus die imposante Königin Luise Brücke. Bisher konnte ich sie nur auf Satelittenbildern von Google Maps bewundern.

Ein herrliches Panorama bot sich mir. Am anderen Ufer befindet man sich bereits in Litauen.

Am Grenzübergang vor der Brücke konnte man lange Warteschlangen von Automobilen beobachten. Es wurde mir berichtet dass hier das Schmuggelunwesen sehr stark ausgeprägt ist. Vor allem Zigaretten, Medikamente und Sprit sind in Russland doch um einiges günstiger als in Litauen, was viele Menschen zum Schmuggeln animiert. Vor allem Leute die ihr Auto zur Grenze geschoben haben fielen mir dabei auf. Die haben in Russland vollgetankt um ihren Treibstoff dann in Litauen teurer zu verkaufen. Um keinen Tropfen Treibstoff zu verschwenden, was ihre Gewinnspanne verringern würden, ziehen sie es eben vor ihre Fahrzeuge zur Grenzkontrolle zu schieben.

Ich genoss noch etwas den wunderschönen Blick auf die Memel, ehe wir uns wieder in unser Gefährt schwangen, und uns rechts von der Brücke fahrend von dieser besonderen Stadt verabschiedeten, und in Richtung Osten weiterfuhren.

3 Tage in Ostpreussen

– 23-05-2010 (10:45) … Mit der Eisenbahn von Vilnius nach Königsberg
– 24-05-2010 (08:30) … Pension Klaudia Königsberg
– 24-05-2010 (09:15) … Tapiau
– 24-05-2010 (10:00) … Russisches Frauenkloster Ostpreussen
– 24-05-2010 (11:50) … Die Kirche von Neu Argenbrück
– 24-05-2010 (12:45) … Tilsit
– 24-05-2010 (13:15) … Schalau
– 24-05-2010 (13:30) … Parteiburg von Ragnit

– 24-05-2010 (14:15) … Ragnit
– 24-05-2010 (14:30) … Memel
– 24-05-2010 (15:00) … Gross Lenkeningken
– 24-05-2010 (15:15) … Scheschuppe
– 24-05-2010 (15:45) … Hohensalzburg Ostpreussen
– 24-05-2010 (16:05) … Ostpreussen Museum
– 24-05-2010 (17:10) … Gumbinnen
– 24-05-2010 (18:30) … Insterburg
– 24-05-2010 (21:00) … Letzter Abend: Japanisch Essen in Russland
– 25-05-2010 (11:00) … Abreise: Königsberg

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